etwa werktäglich – oder: Ein Lehrstück zur Verschiedenheit der Menschen.

Es ist mal wieder Ferienzeit. Eine Zeit darüber zu staunen, wie unterschiedlich die Menschen doch sind. Denn Ferienzeit ist auch die „Schaust-du-bitte-nach-der-Post“-Zeit.

Der Nachbar zur Linken

TÜV-Ingenieur, keine Kinder, verheiratet, beide in Teilzeit. Er – nennen wir ihn Jochen – kündigt seine Abwesenheit bereits Wochen vorher persönlich, aber natürlich zusätzlich auch per E-Mail an und sichert sich meine volle Aufmerksamkeit und Verfügbarkeit. „Konkrete Anweisungen – nichts Außergewöhnliches – folgen rechtzeitig.“, lautet seine erste Botschaft. Darauf ist Verlass. 10 Tage vor seinem Urlaub kommen sie dann, die Anweisungen – ein eng und in kleiner Schrift beschriebenes DIN A4-Blatt.

„Den Briefkasten montags, dienstags, mittwochs, donnerstags, freitags und samstags leeren. Einmal in der Woche schauen, ob ggf. ein Päckchen am eingerichteten Ablageort hinterlegt ist, wenn ja, Päckchen bitte ins Haus legen. […] Einmal in der Woche, etwa samstags,  durch das Haus gehen und alle Zimmer inspizieren. Bitte lüften. […] Die Putzfrau wird vorbeikommen. Da die Heizung abgeschaltet ist, wird sie heißes Wasser bei euch (uns) holen. […] Blumentöpfe draußen etwa 1x die Woche mit einer Kanne Wasser gießen (grüne Kanne), bei Regen weniger, bei Sonnenschein mehr. Falls ihr uns erreichen müsst: Wir sind so gut wie gar nicht erreichbar. Ruft im Notfall (nur im Notfall) diese Nummern in der angegebenen Reihenfolge an: 1…, 2…, 3… .“

Selbstverständlch wird der Aufgabenzettel mit mir intensiv durchgesprochen und er folgt auch noch einmal per e-Mail.

Der Nachbar zur Rechten

Auch Ingenieur, aber kein TÜV. Frau beruftstätig, ein Kind. Irgendwann, lange Zeit vor dem Urlaub, werde ich beiläufig gefragt, ob wir in den Ferien zu Hause seien. Dann sind sie plötzlich weg. Sind sie schon im Urlaub oder nur über das Wochenende verreist, wie so oft? Nein, sie scheinen weg zu sein. Dann eine kurze sms: „Haben wir ganz vergessen: Schaust du bitte mal nach der Post?“ Ja, dann mache ich das mal, den Schlüssel habe ich ja. Gut, ich gieße auch die Blumen, die werden 14 Tage ohne Wasser nicht überleben.

„etwa werktäglich“

Jochen habe ich übrigens einmal nach vielen Jahren darauf hingewiesen, dass die Post montags gar nicht kommt, ich den Postkasten auch nicht täglich leere und Petra niemals heißes Wasser bei uns holt. Auch die Blumen gieße ich nur nach Gutdünken. In den nächsten Ferien bekam ich dann einen modifizierten Anweisungstext. Nun steht da: „Den Briefkasten etwa werktäglich leeren.“ Alles andere? Wie immer! Da staune ich wieder einmal, wie unterschiedlich Menschen so ticken.

Schönen Gruß auch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert