Design Your Thinking – Design Thinking, um neu über Lehre nachzudenken

Genau das taten am 07. November 2018 Tutoren der Uni Zürich, die am „Tag der Lehre“ teilnahmen. Sie setzen sich z.B.  mit „Susan“ auseinander, einer fiktiven Studierenden, die möglichst effizient lernen und gute Noten haben will, sich aber nur mäßig für das Fach zu interessieren scheint. Ihre Haltung: „Interaktion in der Übung? Zeitverschwendung! Ich habe noch anderes zu tun…“

Die erste Reaktion der Tutoren:  „Die Einstellung und Haltung ist doch völlig unangemessen und viel zu kurz gesprungen.“ Oder: „Die weiß nicht, wie man ‚richtig‘ lernt.“  Oder auch etwas naserümpfend: „Die will einfach nur mit minimalem Aufwand gute Note.“ Verständliche Reaktionen!

Wie geht man aber als Tutor mit solchen Studierenden in der Praxis um? Soll man Susan erklären, dass sie falsch an die Sache herangeht und wie wichtig die aktive Teilnahme an Übungen ist? Soll man sie ignorieren, weil man mit solchen Studierenden nicht viel anfangen kann. Da beschäftigt man sich doch lieber mit denen, die wirklich was lernen wollen – oder?

Stopp! Reset! Denken wir mal anders. Denken wir nach dem Motto: „Design Your Thinking“: Lassen wir die Bewertung raus. Nehmen wir einen anderen Blickwinkel, eine andere Haltung ein: „Susan tut das Beste, das sie (mit den ihr verfügbaren Mitteln) tun kann, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen.“ Mit dieser Perspektive öffnen wir den Blick für die Bedürfnisse, die Susans Verhalten zugrunde liegen. Und nach Marshall Rosenberg gibt es keine falschen Bedürfnisse. Bedürfnisse sind universell und immer richtig. Nur die Strategien, die jemand wählt, um seine Bedürfnisse zu erfüllen, können unangemessen sein.

Also zurück auf LOS: Warum handelt Susan so wie sie handelt?  Was ist ihr Bedürfnis?

Vielleicht will sie wirksam werden und zwar gleichzeitig in unterschielichen Bereichen?
Vielleicht will sie selbst bestimmen, was, wie und wo sie lernt?
Vielleicht will sie sich mit dem beschäftigen, was ihr wirklich wichtig ist?
Vielleicht will sie…?
Vielleicht will sie…?

Genau mit diesen Fragen, mit den Bedürfnissen von Susan, haben sich die Studierenden am Tag der Lehre der Universität Zürich auseinandergesetzt. Und dann coole Ideen für ein ideales Tutorium für Susan entwickelt. Heraus gekommen ist der Prototyp eines „Instutoriums“ (Instagramm + Tutorium).

Ich durfte an diesem Tag wieder einmal lernen, wie wichtig es ist, die Bewertung von Verhalten zu hinterfragen, auf die Bedürfnisse zu schauen und das sich  – wenn man das schafft – ein Raum an neuen Möglichkeiten und Lösungen eröffnet.  Vielen Dank dafür.

Schönen Tag noch!

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