#digitalgipfel18 – etwa werktäglich war dabei

Sehr einig waren sich die Redner, das wir in Deutschland ein „Execution-Problem“ haben und endlich bei KI ins Machen kommen müssen, weil uns sonst die USA und China links liegenlassen. Chris Boos, von Arago wies ferner energisch darauf hin, das „Speed and Scale“ zentrale Herausforderungen bei der Startup-Finanzierung sind. Deutschland ist hier zu langsam und wenn die erfolgreichen Startups wachsen, werden sie von großen US-amerikanischen Unternehmen aufgekauft.  
Um in Sachen KI wieder Anschluss zu gewinnen, haben EU-Kommission und die nationalen Regierungen einen abgestimmten Aktionsplan erarbeitet, um Europa zur „weltweit führenden Region“ von KI aufsteigen zu lassen. Na dann

 

Design Your Thinking – Design Thinking, um neu über Lehre nachzudenken

Genau das taten am 07. November 2018 Tutoren der Uni Zürich, die am „Tag der Lehre“ teilnahmen. Sie setzen sich z.B.  mit „Susan“ auseinander, einer fiktiven Studierenden, die möglichst effizient lernen und gute Noten haben will, sich aber nur mäßig für das Fach zu interessieren scheint. Ihre Haltung: „Interaktion in der Übung? Zeitverschwendung! Ich habe noch anderes zu tun…“

Die erste Reaktion der Tutoren:  „Die Einstellung und Haltung ist doch völlig unangemessen und viel zu kurz gesprungen.“ Oder: „Die weiß nicht, wie man ‚richtig‘ lernt.“  Oder auch etwas naserümpfend: „Die will einfach nur mit minimalem Aufwand gute Note.“ Verständliche Reaktionen!

Wie geht man aber als Tutor mit solchen Studierenden in der Praxis um? Soll man Susan erklären, dass sie falsch an die Sache herangeht und wie wichtig die aktive Teilnahme an Übungen ist? Soll man sie ignorieren, weil man mit solchen Studierenden nicht viel anfangen kann. Da beschäftigt man sich doch lieber mit denen, die wirklich was lernen wollen – oder?

Stopp! Reset! Denken wir mal anders. Denken wir nach dem Motto: „Design Your Thinking“: Lassen wir die Bewertung raus. Nehmen wir einen anderen Blickwinkel, eine andere Haltung ein: „Susan tut das Beste, das sie (mit den ihr verfügbaren Mitteln) tun kann, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen.“ Mit dieser Perspektive öffnen wir den Blick für die Bedürfnisse, die Susans Verhalten zugrunde liegen. Und nach Marshall Rosenberg gibt es keine falschen Bedürfnisse. Bedürfnisse sind universell und immer richtig. Nur die Strategien, die jemand wählt, um seine Bedürfnisse zu erfüllen, können unangemessen sein.

Also zurück auf LOS: Warum handelt Susan so wie sie handelt?  Was ist ihr Bedürfnis?

Vielleicht will sie wirksam werden und zwar gleichzeitig in unterschielichen Bereichen?
Vielleicht will sie selbst bestimmen, was, wie und wo sie lernt?
Vielleicht will sie sich mit dem beschäftigen, was ihr wirklich wichtig ist?
Vielleicht will sie…?
Vielleicht will sie…?

Genau mit diesen Fragen, mit den Bedürfnissen von Susan, haben sich die Studierenden am Tag der Lehre der Universität Zürich auseinandergesetzt. Und dann coole Ideen für ein ideales Tutorium für Susan entwickelt. Heraus gekommen ist der Prototyp eines „Instutoriums“ (Instagramm + Tutorium).

Ich durfte an diesem Tag wieder einmal lernen, wie wichtig es ist, die Bewertung von Verhalten zu hinterfragen, auf die Bedürfnisse zu schauen und das sich  – wenn man das schafft – ein Raum an neuen Möglichkeiten und Lösungen eröffnet.  Vielen Dank dafür.

Schönen Tag noch!

Workshop auf dem CEM-Day in der MOTORWORLD Köln

Am 21. Juni 2018  lud die adesso AG Geschäftspartner zu einem besonderen Event ein: In der neu eröffneten MOTORWORLD in Köln drehte sich alles um die Frage, wie Unternehmen heute ihren Kunden ein ideales Kundenerlebnis verschaffen können.

Neben zahlreichen spannenden Vorträgen konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in meinem Workshop interaktiv erleben, das erfolgreiches Costumer Experience Management (kurz: CEM) eine bestimmte Haltung, ein bestimmtes Mindset erfordert:  Auf spielerische Weise erfuhren die Teilnehmenden was es heißt, die eigene Komfortzone zu verlassen, Empathie für sein Gegenüber zu entwickeln, mit den Händen zu Denken oder einfach nur so zum Spaß Fingerraketen auf den Moderatorin abzufeuern. Das hat richtig Spaß gemacht!

People Frist!

Karl-Heinz Land postuliert in seinem Beitrag „Butter bei die Fische – 8 Erfolgsfaktoren der Digitalisierung“, das Digitalisierung uns zwingt, neu zu denken. https://amp.mynewsdesk.com/de/neuland/blog_posts/butter-bei-die-fische-acht-erfolgsfaktoren-der-digitalisierung-61387

Das bestehende Geschäft einfach zu digitalisieren, einfach weitermachen wie bisher, führt nicht nur nach Meinung von Land in eine Sackgasse. Doch wie lässt sich Zukunft neu Denken? Wie kann man angesichts scheinbar grenzenloser Möglichkeiten zukunftsweisende Lösungen finden?

Der Schlüssel zur Lösung ist nach Meinung von Tim Brown, CEO der Designschmiede IDEO und Mitbegründer des Design Thinking, den Menschen in den Mittelpunkt zu rücken. Er nennt diesen Ansatz „People First“.

„Starte mit den Bedürfnissen von Menschen und frage dich erst dann, wie man diese Bedürfnisse (technisch) lösen kann.“

 

Meine persönliche Design Thinking Journey (Teil 1)

Meine erste Erfahrung mit Design Thinkinge machte ich 2005, als ich für mein Seminar, das ich an der Ruhr-Universität Bochum gab, nach verschiedenen kreativen Problemlöseprozessen suchte. Das erste Buch von Tom Kelley  (mit Jonathan Littman) „The Art ofCreativity“ begeisterte mich sofort.

Bildergebnis für the Art of innovation

Auf der Suche nach weiteren Informationen zu Design Thinking – 2005 war der Ansatz in Deutschland noch weitgehend unbekannt –  stieß ich auf eine Dokumentation des Senders ABC. Gezeigt wurde, wie ein Team von IDEO in einer Woche nach der Methode des Design Thinking einen uns allen bekannten Alltagsgegenstand, den Einkaufswagen, neu erfindet. Grandios!

IDEO zählt zu den besten Designfirmen der Welt. David Kelley ist der Gründer und Vorstandsvorsitzender von IDEO. Er ist ebenfalls Professor an der  renommierten Stanford Univerity.

Online-Portal für den Schmuckkauf

Die Challenge

Ein Juwelier will erste Ansatzpunkte und Ideen für die Optimierung seines Onlinegeschäftes gewinnen. Die Challenge: „Wie können wir es schaffen, dass mehr Menschen über den mobilen Kanal Schmuck kaufen?“

Das Design Thinking Setting

4 Workshoptage > 12 Teammitglieder  > 2 Moderatoren > 1 coole Location > los geht’s!

Der Design Thinking Prozess

Nach einem pointierten Kundenbriefing postierte sich das Design Thinking-Team an einem belebten Samstagvormittag  vor diversen Schmuckgeschäften einer belebten Einkaufsstraße im Ruhrgebiet und legte los. Befragt wurden zufällig vorbeikommende Menschen. Wir probierten verschiedene Varianten aus, um die Menschen zu einem Gespräch mit uns zu bewegen. Zunächst: Fehlanzeige! Dann aber hatten wir die passende „Anhalterfrage“ gefunden und nahmen Fahrt auf.

Befragung in der Fußgängerzone

Zurück in unserer Basisstation: :  Wir teilten Eindrücke, Erfahrungen und  Erkenntnisse; wir suchten nach Widersprüchen, überraschenden Einsichten und Erstaunlichem. Was uns überrascht hat? Das Menschen bereits über den Kaufprozess selbst die besondere Wertschätzung für den zu Beschenkenden ausdrücken wollen. Das Schmuck voll von Erinnerungen ist.  Das Schmuck allein oft keinen Wert mehr darstellt.

Wir präzisierten die Challenge: Wie können wir es schaffen, dass mit dem Online-Kauf eines Schmuckstückes Wertschätzung und Emotionen vermittelt werden. Wir kreierten mehr als 250 Ideen, wir bauten Online-Portale in Form von Schatz- und Erinnerungskästen, wir verknüpften das Tragen einer Kette mit persönlichen Erinnerungsbildern auf dem Smartphone oder der Smartwatch. 

Prototyping beim Design Thinking
Bau erster Prototypen

 

Tolle Erfahrung – für uns wie für unseren Kunden. Wir haben viel gelernt. Schönen Gruß auch!

etwa werktäglich – oder: Ein Lehrstück zur Verschiedenheit der Menschen.

Es ist mal wieder Ferienzeit. Eine Zeit darüber zu staunen, wie unterschiedlich die Menschen doch sind. Denn Ferienzeit ist auch die „Schaust-du-bitte-nach-der-Post“-Zeit.

Der Nachbar zur Linken

TÜV-Ingenieur, keine Kinder, verheiratet, beide in Teilzeit. Er – nennen wir ihn Jochen – kündigt seine Abwesenheit bereits Wochen vorher persönlich, aber natürlich zusätzlich auch per E-Mail an und sichert sich meine volle Aufmerksamkeit und Verfügbarkeit. „Konkrete Anweisungen – nichts Außergewöhnliches – folgen rechtzeitig.“, lautet seine erste Botschaft. Darauf ist Verlass. 10 Tage vor seinem Urlaub kommen sie dann, die Anweisungen – ein eng und in kleiner Schrift beschriebenes DIN A4-Blatt.

„Den Briefkasten montags, dienstags, mittwochs, donnerstags, freitags und samstags leeren. Einmal in der Woche schauen, ob ggf. ein Päckchen am eingerichteten Ablageort hinterlegt ist, wenn ja, Päckchen bitte ins Haus legen. […] Einmal in der Woche, etwa samstags,  durch das Haus gehen und alle Zimmer inspizieren. Bitte lüften. […] Die Putzfrau wird vorbeikommen. Da die Heizung abgeschaltet ist, wird sie heißes Wasser bei euch (uns) holen. […] Blumentöpfe draußen etwa 1x die Woche mit einer Kanne Wasser gießen (grüne Kanne), bei Regen weniger, bei Sonnenschein mehr. Falls ihr uns erreichen müsst: Wir sind so gut wie gar nicht erreichbar. Ruft im Notfall (nur im Notfall) diese Nummern in der angegebenen Reihenfolge an: 1…, 2…, 3… .“

Selbstverständlch wird der Aufgabenzettel mit mir intensiv durchgesprochen und er folgt auch noch einmal per e-Mail.

Der Nachbar zur Rechten

Auch Ingenieur, aber kein TÜV. Frau beruftstätig, ein Kind. Irgendwann, lange Zeit vor dem Urlaub, werde ich beiläufig gefragt, ob wir in den Ferien zu Hause seien. Dann sind sie plötzlich weg. Sind sie schon im Urlaub oder nur über das Wochenende verreist, wie so oft? Nein, sie scheinen weg zu sein. Dann eine kurze sms: „Haben wir ganz vergessen: Schaust du bitte mal nach der Post?“ Ja, dann mache ich das mal, den Schlüssel habe ich ja. Gut, ich gieße auch die Blumen, die werden 14 Tage ohne Wasser nicht überleben.

„etwa werktäglich“

Jochen habe ich übrigens einmal nach vielen Jahren darauf hingewiesen, dass die Post montags gar nicht kommt, ich den Postkasten auch nicht täglich leere und Petra niemals heißes Wasser bei uns holt. Auch die Blumen gieße ich nur nach Gutdünken. In den nächsten Ferien bekam ich dann einen modifizierten Anweisungstext. Nun steht da: „Den Briefkasten etwa werktäglich leeren.“ Alles andere? Wie immer! Da staune ich wieder einmal, wie unterschiedlich Menschen so ticken.

Schönen Gruß auch.